FOTO: MICHAEL WEINTROB
POP
C D s
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NEUES AUS
DER MUSIKWELT
GEHEIMTIPP
Blues Pills
BLUES PILLS
Nuclear Blast/Warner CD
(auch
als LP)
(43’)
Vom Blumenmädchenmotiv über
die psychedelisch-bunte Farbge-
bung bis zur blasenförmigen Schrift
erinnert auf dem Cover alles an
Alben der späten
6
oer-Jahre. Und
tatsächlich stammt die Illustration
aus dieser Zeit und passt somit
fabelhaft zum Underground-Rock
der Blues Pills. Das international
besetzte Quartett orientiert sich
an Ikonen von damals (Fleetwood
Mac, Cream, Free), bleibt in tollen
Songs wie „Ain’t No Change“ aber
nicht bei der bloßen Nachahmung
stehen. Elin Larssons hitzige Rock-
röhre und die grandiose E-Gitarre
von Dorian Sorriaux lassen den
Argwohn eines Plagiats erst gar
nicht aufkommen.
hake
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Corb Lund
COUNTERFEIT BLUES
NewWest/ADA/Wamer CD
Auch
als LP erhältlich
Der Virtuose im Hintergrund dieses
Mono-Mix (!) ist Grant Siemens an
E-Gitarren und Lapsteel. Der befeu-
ert diese in ganzen zwei Tagen in
den Sun-Studios aufgenommenen
Übungen in Sachen Rockabilly,
Blues, Honky Tonk und Rock ,n‘
Roll. Bei denen standen Slim Har-
po, früher Elvis und der Bob Dylan
von „On The Road Again“ (beim
Titelsong) Pate. Der Abstecher in
Western Swing ist „Five Dollar Bill“,
der in Bakersfield Country „Buckin’
Horse Rider“. Was Corb Lund da
- etwa beim Johnny Cash-Tribute
„Truck Got Stuck“ - anstellten, ist
auf einer DVD als Zugabe zu besich-
tigen.
F
. Sch.
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ "
Sarah Ferri
FERRITALES
Jazzhaus/In-Akustik CD
(37’)
Hannah Köpf
LONELY DANCER
GLM/Soulfood CD
(V
.Ö
. 19.9.) (auch
als LP)
(43
)
Die belgischen Landsleute hat
Sarah Ferri schon vor zwei Jahren
mit ihren „Ferritales“ verzückt,
und die Chancen stehen gut, dass
ihr das mit dem gerade bei uns
nachgereichten Debüt nun erst-
mals auch außerhalb der Heimat
gelingen wird. Mit ihrer Spaß brin-
genden Rückschau in die
40
er- bis
6
oer-Jahre wickelt die Newcomerin
den Hörer nämlich im Nu um den
Finger. Es macht Freude zu ver-
folgen, wie Ferri nostalgisch mit
Swing Manouche, Cabaret-Chan-
sons, Satzgesängen nach Art der
Andrews Sisters, Rockabilly, Bossa
Nova etc. spielt und am Ende doch
zeitgemäß klingt. Altmodisch und
aktuell zugleich.
hake
Diese Stimme! Sobald Hannah Köpf
die ersten Takte auf ihrem beglü-
ckenden dritten Album singt, möch-
te man wieder uneingeschränkt an
das Gute im Menschen glauben.
Ihr unaufgeregter, lauterer Gesang
klingt nach Unverdorbenheit, nach
innerer Gelassenheit und einem
Menschen, der mit sich selbst
und der Welt im Reinen ist. Hat
die Kölnerin ihr Vokaltalent bisher
eher im Jazzsektor ausgelebt, so
lässt sie es jetzt auch in Folk der
Joni Mitchell-Schule, zauberhaften
Akustikballaden, Westernswing
zum Träumen und Easy Listening
im Stil der Carpenters erstrahlen.
Ohne Abstriche empfehlenswert!
hake
MUSIK ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★
Johnny W in te r
STEP BACK
Megaforce/Sony CD
Es war nicht geplant und fügt sich
doch schicksalhaft, dass der im
Juli gestorbene Johnny Winter mit
der letzten CD zu den Wurzeln
zurückkehrt. „Step Back“ ist eine
fantastische Hommage an den
Rock ,n‘ Roll und Blues seiner
Jugend, damit schloss er selbst
kurz vor seinem Tod unbewusst
den Kreis. An der Firebird-Gibson
spielte der schneeweiße Gitarrist
herrlich urwüchsige Covers von
„Mojo Hand“ (Lightnin’ Hopkins),
„Unchain My Heart“ (Ray Charles)
und „Blue Monday“ (Fats Domino)
ein. Bewunderer und Schüler wie
Eric Clapton, Billy Gibbons, Bri-
an Setzer und Joe
Bonamassa gaben
ihm als Gäste quasi
das letzte Geleit.
hake
MUSIK ★ ★ ★ ★
KLANG ★ ★ ★ ★ ★
Verlust für die
Musikwelt: Mit
Johnny Winter
starb einer der
großen Blues-
gitarristen
Addys Mercedes
LOCOMOTORA A CUBA
Media Luna/Galileo CD
(46’)
Sean Rowe
MADMAN
Anti CD
(auch
als LP erhältlich)
(47’)
Zwei Jahre nach dem schlicht nach
ihr benannten Album „Addys“
knüpft die in Essen lebende Ku-
banerin beinahe nahtlos an diesen
Vorgänger an. Auch auf ihrem vier-
ten Album mischt die Sängerin und
Songwriterin aus Moa ihre Wurzeln,
darunter die Tradition der kubani-
schen Charangaorchester, mit ro-
ckigen Beats, Reggae oder Cumbia.
Zugleich ist der Sound organisch
und handgemacht in Anlehnung
an Latin-Rock-Vorbilder aus den
60
er- und
7
oer-Jahren. „Locomo-
tora A Cuba“ entpuppt sich so als
abwechslungsreiches Album, das
sich zum Glück vom Elekto-Irrweg,
den Addy
2003
auf „Nomad“ be-
schritt, völlig losgelöst hat.
wz
Der Pressewaschzettel verrät, dass
der vom „Wall Street Journal“ bis
„Mojo“ gelobte Singer/Songwriter
letzthin oft auf Einladung von Fans
Wohnzimmerkonzerte gab und sein
neues Album lieber selber produ-
zierte. Was Indiz für eine nicht
gerade steil abhebende Karriere
ist. Bei „Madman“ gibt der Mann
mit dem unverkennbaren Bassba-
riton mal den Southern Soul-, dann
wieder den Blues-Veteranen, beim
Slide-Blues „Done Calling You“ sei-
nen besten John Lee Hooker. Mit
den restlos lofi verklirrten Gitarren
von „The Real Thing“ wollte er Jack
White womöglich demonstrieren,
dass er dieses Soundkonzept noch
besser kann!
F
. Sch.
MUSIK
KLANG ★ ★ "
MUSIK ★ "
KLANG ★ ★ ★ "
140 STEREO 10/2014
★ ★ ★ ★ ★ hervorragend I ★ ★ ★ ★ sehr gut I ★ ★ ★ solide I ★ ★ problem atisch I ★ schlecht